Was haben Zähne mit Diabetes zu tun?

Ziemlich viel. Diabetes mellitus und Parodontitis sind auf den ersten Blick erstmal zwei völlig unterschiedliche Krankheiten, und doch haben sie mehr Gemeinsamkeiten als man denkt. Beide Krankheiten verlaufen lange Zeit ohne nennenswerte Beschwerden und werden oft spät erkannt. Diabetes und Parodontitis sind weit verbreitete chronische Krankheiten, sie treten so häufig auf, dass sie als Volkskrankheiten gelten. Diabetiker haben ein 3-4fach höheres Risiko an einer Parodontitis zu erkranken, und eine Parodontitis erschwert die Behandlung des Diabetes. Diese Zusammenhänge sind Betroffenen jedoch wenig bekannt, ebenso dass eine erfolgreiche Therapie sich positiv auf die jeweils andere Erkrankung auswirkt.

Was haben Zähne mit Diabetes zu tun?

Ziemlich viel. Diabetes mellitus und Parodontitis sind auf den ersten Blick erstmal zwei völlig unterschiedliche Krankheiten, und doch haben sie mehr Gemeinsamkeiten als man denkt. Beide Krankheiten verlaufen lange Zeit ohne nennenswerte Beschwerden und werden oft spät erkannt. Diabetes und Parodontitis sind weit verbreitete chronische Krankheiten, sie treten so häufig auf, dass sie als Volkskrankheiten gelten. Diabetiker haben ein 3-4fach höheres Risiko an einer Parodontitis zu erkranken, und eine Parodontitis erschwert die Behandlung des Diabetes. Diese Zusammenhänge sind Betroffenen jedoch wenig bekannt, ebenso dass eine erfolgreiche Therapie sich positiv auf die jeweils andere Erkrankung auswirkt.

Wie entsteht eigentlich eine Parodontitis?

Zum besseren Verständnis erstmal ein kleiner Ausflug in die Anatomie und den Aufbau unserer Zähne bzw. unseres Gebisses. Der Zahn ist ein sehr kompakter Knochen, den härtesten Knochen, den wir in unserem Körper haben. Dieser wiederum ist in einem anderen Knochen, dem Kieferknochen eingebettet. Dieser Kieferknochen ist im Gegensatz zum Zahn relativ leicht und porös. Deshalb muss zwischen den beiden Knochenarten ein Puffer sein, die sog. Wurzelhaut. Sie hält den Zahn elastisch in seinem Zahnbett und federt beim Zubeißen und Kauen den Druck ab. Verantwortlich für die Entstehung einer Parodontitis sind Bakterien, die sich an den Zahn anhaften bzw. ankleben und sich dort ca. alle 20 Min. vermehren.
Eine Parodontitis beginnt immer erst mit einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Das Zahnfleisch sieht dann gerötet aus, ist geschwollen und blutet bei der geringsten Berührung. An den Zähnen kann man einen gelblich gefärbten, weichen Belag, den sogenannten Biofilm (frühere Bezeichnung Plaque) erkennen. Der Biofilm ist eine Lebensgemeinschaft von verschiedenen Bakterien, die sich gegenseitig bedingen. Die Gingivitis heilt nach entsprechender Mundhygiene, unterstützt durch eine professionelle Zahnreinigung (PZR) vollständig aus.
Wird der weiche Belag (Biofilm) nicht entfernt, verfestigt er sich nach ca. 1 Woche durch Einlagerung von Mineralien. Es entsteht Zahnstein. Der Zahnstein wiederum fördert das Wachstum der Keime und Bakterien, die sich jetzt vermehrt unter das Zahnfleisch, an die Zahnwurzel anhaften.
Somit wird das Zahnfleisch von der Zahnwurzel getrennt und es entsteht ein Spalt bzw. ein Hohlraum, die sog. Zahnfleischtasche. Die Zahnfleischtasche wiederum ist ein idealer Lebensraum für Keime und Bakterien, die sich nun ungehindert vermehren können. Gifte aus dem Bakterienstoffwechsel gelangen nun in das benachbarte Gebiet, lösen dort eine Reaktion des Immunsystems aus. Eine chronische Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontitis) entsteht. Bakterien und Entzündungsreaktionen des Körpers zerstören und bauen kontinuierlich den Kieferknochen ab. Bei fortschreitender Erkrankung hat der Zahn keinen Halt mehr, ist gelockert, lässt sich hin und her bewegen und die Spätfolge ist leider Zahnverlust.
Schweregrad und Verlauf der Parodontitis werden von Art und Menge der auslösenden Bakterien und Keime bestimmt, sowohl von der individuellen Stärke oder Schwäche des Immunsystems, als auch von bestimmten Risikofaktoren. Risikofaktoren sind das Rauchen, bestimmte Medikamente z.B. blutdrucksenkende, gefäßerweiternde Mittel, Immunpräparate. Chronische Erkrankungen (Diabetes, Rheuma etc.) können die entzündlichen Reaktionen auf die Keime verändern, dass massive Zahnfleischwucherungen entstehen.

Wie schon erwähnt können sich Diabetes und Parodontitis gegenseitig positiv oder negativ beeinflussen.

Einerseits begünstigt der Diabetes die Entstehung der Parodontitis, weil er durch erhöhten Blutzucker eine schlechte Durchblutung des Gewebes sowie eine geschwächte Immunabwehr zur Folge hat. Diese beiden Faktoren bleiben auch für die Mundgesundheit nicht ohne Folgen. Die Parodontitis-Bakterien und Keime können sich ungehindert vermehren und gleichzeitig wird die Heilung der Zahnfleischentzündung verzögert. Die gesteigerte Freisetzung von körpereigenen Entzündungsbotenstoffen verstärkt zusätzlich die Zerstörung des Zahnhalteapparates.

Aus diesen Gründen erkranken Diabetiker viel häufiger an einer Parodontitis als nicht Nicht-Diabetiker. Auch die Schwere, der Verlauf und die Folgen der Mundinfektion sind bei Diabetiker oft viel schlimmer. Andererseits kann Parodontitis ein Anzeichen für einen unerkannten Diabetes sein, weil eine bestehende Parodontitis einen direkten Einfluss auf den Blutzuckerspiegel hat. Durch die Zahnfleischentzündung werden vom Immunsystem vermehrt Entzündungsbotenstoffe ausgeschüttet, die nicht nur das Gewebe schädigen, sondern auch die Wirkung des Insulins beeinflussen und bewirken so die Erhöhung des Blutzuckerspiegels.
Somit kann eine Parodontitis ein Auslöser für einen Diabetes sein. Studien haben ergeben, das Parodontitis-Patienten auf lange Sicht häufiger an Diabetes erkranken, als parodontal Gesunde.

Was sollten Diabetiker tun bzw. beachten?

Für die erfolgreiche Behandlung einer bestehenden Parodontitis ist einerseits die richtige und konsequente Einstellung des Blutzuckerspiegels sehr wichtig und andererseits eine gezielte zahnärztliche Therapie in Form einer systematischen Parodontitisbehandlung, professioneller Zahnreinigung, regelmäßigen Kontrolluntersuchungen und eine optimale häusliche Mundhygiene. Somit profitiert der Diabetiker in doppelter Hinsicht: gesunde Zähne und ein optimaler Blutzuckerspiegel.